Türchen 15: Alle Farben deiner Seele
Es war Mitte Dezember und Mira hatte die Kerzen auf ihrem Adventskranz angezündet. Der Duft von Tannengrün erfüllte die Wohnung, aber in ihrem Herzen war es still und ein wenig schwer. Sie hielt eine Tasse Marzipan-Tee in den Händen, während ihre Gedanken zu Anna schweiften, ihrer besten Freundin aus Kindertagen.
Anna war vor ein paar Jahren viel zu früh gestorben. Ihr Lachen, ihre Energie, ihre Fähigkeit, selbst in den dunkelsten Zeiten Licht zu sehen – all das fehlte Mira besonders in dieser dunklen Zeit des Jahres. Früher hatten sie Weihnachten immer zusammen gefeiert, zumindest bis das Leben sie auf unterschiedliche Wege geschickt hatte. Jetzt war da nur noch die Erinnerung.
Mira griff nach einem Foto, das sie zufällig gefunden hatte. Es zeigte sie beide in bunten Sommerkleidern, wie sie mit bunten Bändern über eine Wiese rannten. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie wollte sie wegwischen, aber dann hielt sie inne.
„Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten“, erinnerte sie sich an ein Sprichwort, das Anna einmal erwähnt hatte. Mira ließ die Tränen einfach fließen und spürte, wie ein Stück der Traurigkeit aus ihr herausgewaschen wurde.
Sie atmete tief ein und lächelte schwach. „Danke, Anna“, flüsterte sie. „Für all die Farben, die du in mein Leben gebracht hast.“
Später an diesem Abend nahm sie sich vor, einen Brief an Anna zu schreiben, um all die Gedanken und Erinnerungen aufzuschreiben, die sie noch mit ihr teilen wollte. Es fühlte sich an, als würde ein kleines Licht in ihrem Herzen wieder aufleuchten – ein Licht, das Anna ihr hinterlassen hatte.
Manchmal sind es gerade die leisen Stimmen in uns, die uns an unsere wahren Stärken erinnern. Sei morgen dabei, wenn Mira entdeckt, wie kraftvoll es sein kann, an sich selbst zu glauben – und was eine Hummel damit zu tun hat.
Frustschutzimpuls des Tages:
Umarme alle Farben deiner Seele
Nimm dir heute Zeit für dich. Setz dich an einen ruhigen Ort, vielleicht mit einer Kerze oder einer Tasse Tee. Lass die Gefühle kommen, die da sind – egal ob Freude, Trauer, Wut, Müdigkeit, Sehnsucht oder Dankbarkeit.
Es kann so wichtig und heilsam sein, gerade auch diesen – uns oft nicht so willkommenen – Gefühlen Raum zu geben und sie liebevoll zu umarmen.
Am Ende sind sie auch nur eine weitere Facette deines Lebens und deines einzigartigen Selbst. Spüre die Verbindung zu dir und deinem Inneren, ganz ohne Wertung.
Wenn es auch in deinem Leben bereits jemanden gibt, den du vermisst, dann schreibe ihm doch vielleicht heute wie Mira einen kleinen Brief und schenke euch einen gemeinsamen Regenbogenmoment.
Heute für dich:
Das Bild zu der wundervollen indianischen Weisheit aus Miras Geschichte.
Möge es dir in den traurigen Momenten des Lebens Trost schenken und dir einen kleinen Regenbogenmoment bescheren.